Liebe Gemeinde,
bald feiern wir Ostern. In den Geschäften stehen die Regale voll mit Osterhasen, Dekoartikeln und allen möglichen Dingen, die mit Ostern zu tun haben. Wir bereiten uns auf dieses Fest äußerlich vor, aber wie steht es mit unserer inneren Vorbereitung? Was bedeutet die Karwoche für uns?
In Gesprächen wird mir immer wieder deutlich, dass es schwierig für viele Menschen ist, sich im Alltag darauf einzulassen. Was haben diese Tage vor Ostern mit unserem Leben im Hier und Jetzt zu tun? Ich denke, es gibt viele Anknüpfungspunkte für die Erfahrungen, die Jesus und seine Jünger in dieser Zeit gemacht und durchlebt haben. Es ist ein Auf und Ab von schweren und ereignisreichen Stunden im Leben. Schon der Palmsonntag beginnt mit einem Kontrastprogramm aus Jubel- und Leidensgeschichte. Die Menschen riefen damals Hosanna- Jesus soll unser König sein, und wir hören zugleich seine Leidensgeschichte. Auch im Leben liegen Erfahrungen von Freude und Leid manchmal eng zusammen.
Pater Anselm Grün schreibt im Versuch einer Annäherung an diese intensiven Tage der Karwoche, in Verbindung mit unserem Leben:
„Man könnte den Vierschritt- Gründonnerstag, Karfreitag, Karsamstag und Ostern – mit den vier Schritten menschlicher Reifung vergleichen: Annehmen, Loslassen, Einswerden und neu werden.“
Am Gründonnerstag, beim letzten Abendmahl, hat Jesus seinen Jüngern die Füße gewaschen. Seine Liebe wurde direkt spürbar. Auch wir sind herausgefordert, dieses Zeichen der Liebe und Hingabe anzunehmen. Anschließend am Ölberg stellt er sich den Dunkelheiten seines Lebens. Sich dem Dunkeln im Leben, den eigenen Schattenseiten zu stellen, sie auszuhalten und anzunehmen, ist eine lebenslange Herausforderung.
Karfreitagserfahrungen, wie Leiden und Lasten tragen, gibt es viele in unserem Leben. Loslassen und sich in die Liebe Gottes fallen lassen ist eine schwierige Entscheidung. Im Lukas Evangelium heißt das letzte Wort Jesu: „In deine Hände befehle ich meinen Geist.“ Ein Ausdruck völligen Loslassens und Gottvertrauens Jesu.
Der Karsamstag ist der Tag der Grabesruhe und Stille. An diesem Tag können wir uns mit Jesus verbinden, mit uns selbst und der Schöpfung eins werden.
An Ostern feiern wir dann das „Neu werden“- Auferstehung mitten im Leben. Neu werden heißt, neue Hoffnung und neue Perspektiven erleben. Eine Freude empfinden, die nicht aufgesetzt ist, sondern sich aus Erfahrung nährt, es gibt immer wieder Chancen in meinem Leben, ganz neu anzufangen.
Wir laden Sie ein, die Kartage und Ostern mitzufeiern.
Liebe Ostergrüße
Dagmar Hack-Selzer